Weihnachtsbäume aus Plastik sehen perfekt aus und stechen nicht. Aber wie sieht es mit der Ökobilanz aus? Sind Bäume aus Plastik besser als echte Tannen?
Künstliche Tannen sind perfekt. Sie haben keine Lücken und sehen oft aus wie gemalt. Die Technik, mit der die Zweige und Tannennadeln nachgeahmt werden, wird immer besser. Daher erfreuen sich Plastikbäume, die häufig aus China nach Europa verschifft werden, großer Beliebtheit. Das liege auch am Konsumverhalten der Menschen, die am liebsten im Internet bestellen, sagt Stefan Adler, NABU-Waldexperte.
In Deutschland werden jedes Jahr über 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Nur noch ein geringer Teil kommt dabei aus Skandinavien, etwa aus Dänemark, sagt Andreas Bitter, Professor für Forsteinrichtungen der Universität Dresden. “Die heute am Markt dominierende Nordmanntanne bevorzugt ein atlantisch getöntes Klima mit vergleichsweise milden Wintern und nicht zu warmen, eher feuchten Sommern.” Eine angemessene Düngung sei für eine erfolgreiche Entwicklung und die Qualität der Bäume von entscheidender Bedeutung, so Bitter. Nicht nur die Farbe der Nadeln, sondern auch die Anzahl der Äste und die Form der Nadeln, also die Fülle des Baumes, werden durch die Düngung bestimmt, so Bitter.
Bei Weihnachtsbäumen wird also sehr stark gespritzt. Bei einer Stichprobe vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wurde festgestellt, dass knapp zwei Drittel der herkömmlichen Bäume gespritzt sind. Zu der hohen Pestizidbelastung auf vielen Weihnachtsbaumplantagen kommt noch der Flächenverbrauch: Umweltschützer:innen sagen, dass die landwirtschaftlichen Nutzflächen, auf denen Weihnachtsbäume angebaut werden, besser für den Nahrungsmittelanbau genutzt würden. Nach dem Sturm Kyrill (2007) wurden im Sauerland etwa viele Waldflächen in landwirtschaftliche Weihnachtsbaum-Nutzflächen umgewandelt.
Eine Nordmann-Plantage bietet aber viel weniger biologische Vielfalt als eine Waldfläche. Nordmanntannen sind besonders beliebt, aber – anders als die Weißtanne oder die Fichte – nicht heimisch in unseren Wäldern. Die Nordmanntanne zeichnet sich durch einen gleichmäßigen Aufbau und ein meist fülliges Nadelkleid mit einer dunkelgrünen Farbe aus, sagt Professor Bitter: “Die Nadeln sind weich, stechen nicht und verbleiben lange am Baum, sodass der bei anderen Arten gefürchtete Nadelfall ausbleibt – eher verdorren die Nadeln am Baum.”
Weniger gespritzt als die herkömmlichen Bäume werden Bioweihnachtsbäume. In Deutschland spielen sie bislang nur eine untergeordnete Rolle, auch weil sie in Form und Farbe vom Ideal abweichen: “Der völlige Verzicht auf mineralische Dünger und Pestizide setzt der optischen Qualität der Bäume Grenzen”, sagt Professor Bitter.
Echte Weihnachtsbäume liegen in der Ökobilanz vor Plastiktannen. Studien zeigen, dass künstliche Tannen – je nach Herstellung und Produktionsland – 17 bis 20 Jahre aufgestellt werden müssen, bis sie sich ökologisch amortisiert haben.
Gearbeitet wird in den Studien mit verschiedenen Annahmen, etwa dem Weg des natürlichen Tannenbaumes vom Handel zu den Eigentümer:innen, der mit fünf Kilometern veranschlagt wird. Den Studien zufolge entstehen durch einen natürlichen Baum etwa 3,1 Kilogramm Kohlendioxid, während bei einer Plastiktanne 48,3 Kilogramm CO2 zusammenkommen. Nicht berücksichtigt werden die Entsorgung der Plastiktanne oder der Weihnachtsbaumschmuck.
Ein großer Vorteil bei einem echten Weihnachtsbaum ist, dass er acht bis zehn Jahre wächst, also in dieser Zeit CO2 speichern kann. Diesen Vorteil gibt es bei einer Plastiktanne nicht.
Man sollte die Ansprüche an den perfekten Baum einfach runterschrauben. Perfekte Bäume gibt es nur aus PVC und “made in China”. Auch Biobäume sind oft weit entfernt vom perfekten Baum, dafür aber nicht gespritzt. Zudem gilt: Wer statt Plastikbaumbehang auf Strohsterne und Orangenschalen setzt, kann CO2 einsparen.
Außerdem sollte der Christbaum am besten aus der Region kommen, weil der Transportweg zu den größten CO2-Belastungen zählt. Weihnachtsbäume mit Ballen hingegen sind übrigens auch keine Alternative, weil sie den Wechsel von drinnen nach draußen oft nicht überstehen, sagt Ralf Straußberger, Forstexperte beim BUND in Bayern. Zudem seien die Bäume mit Ballen deutlich schwerer, was sich wiederum negativ auf die CO2-Bilanz beim Transport auswirke.
Quelle: Quarks.de

